
Was bin ich? Wer bin ich? Warum bin ich überhaupt? Alles Fragen, die viele Menschen bewegen. Vielleicht ja auch Dich. Mich auf jeden Fall, zumindest manchmal. Wenn wir uns die buddhistische Lebensphilosophie anschauen, dann sind wir eines zumindest nicht: Ein „Ich“. Das gibt es da nicht wirklich, vielmehr geht die buddhistische Lehre davon aus, dass wir alle irgendwie verbunden sind und damit ein „Ich“ – so wie wir es eventuell definieren würden – nicht existiert. Okay, ich gebe zu, ein abendfüllendes Thema, das einen eigenen Artikel verdient hat…
Obwohl wir diese allumfassende Verbundenheit so oft infrage stellen, schaffen wir es dennoch, uns ganz leicht mit Dingen zu verbinden, die uns in den meisten Fällen Energie rauben und die Tage versauen. Denn wir verbinden uns nicht nur mit diesen Alltäglichkeiten, nein, wir identifizieren uns sogar damit… Das beste Beispiel sind unsere Gedanken und Gefühle.
„Ich bin wütend und richtig sauer“, ist so ein Satz, den wir gerne aussprechen oder denken. Und Schwupps. Schon haben wir uns damit identifiziert. Ich würde sogar sagen: infiziert! Mein Körper, mein Geist und meine Seele empfangen eine schlichte Botschaft ihrer Existenz: Wut! Da passt kein Blatt mehr dazwischen. „Ich bin Wut“ ist das Signal, dass sofort Wirkung entfaltet. Diese Aussage ist nämlich ein absoluter Energie-Fresser. Sie raubt uns Lebensfreude und -qualität, nimmt uns jede klare Sicht auf die aktuelle Situation und schafft es mitunter sogar noch, das gesamte Umfeld durch unser dann nicht mehr so freundliches Verhalten mit in den Abwärts-Strudel zu ziehen.
Ziemlich blöd, das wissen wir schon. Denn wir haben einfach die Kontrolle verloren in diesem Moment über unsere Gedanken und unsere Gefühle, jegliche Distanz zu ihnen ist uns abhandengekommen. Und dennoch passiert es uns einfach immer wieder. Aber, alles halb so wild. Da Du diese Zeilen jetzt ja offenbar liest, scheinst Du ja auf dem Weg zu sein, Dein Leben achtsam zu gestalten und Dir nicht selbst immer wieder eine Falle zu stellen. Schließlich ist es gar nicht so schwer, wieder ein wenig mehr Distanz herzustellen. Deine Gedanken und Gefühle auf Abstand zu halten und damit wieder die Kontrolle zu gewinnen.

Die Übung dazu ist ganz einfach: Du stellst den Satz um und erweiterst ihn. Punkt! „Ich bin wütend“ oder „Ich bin traurig“ oder was auch immer Du gerade denkst und fühlst… in Zukunft baust Du Dir immer dann, wenn Du diese Sätze auf den Lippen oder diese Gedanken im Kopf hast, ein imaginäres Stoppschild auf. Stopp! Und dann sagst Du Dir entweder laut oder im Geist das Folgende: „Ich habe das Gefühl, wütend zu sein“, „Ich glaube, ich habe den Gedanken, dass ich traurig bin!“ Diese beiden Beispiele dienen als Blaupause für alle Gedanken und Gefühle, die Dich runterziehen. Denn allein dadurch schaffst Du Dir eine Distanz zu den Gedanken und Gefühlen. Du bist dann nicht mehr Wut, Ärger oder Trauer, Du hast einfach nur ein Gefühl oder den Gedanken daran, es gerade womöglich zu sein. Damit gewinnst Du Spielraum für schöne Gedanken und Gefühle. Und diese Wut oder diese Trauer verlieren sofort ein wenig den Schrecken. Sie breiten sich nicht mehr so rasant aus. Wut, Ärger oder Trauer sind dann nicht mehr absolut, sie sind nur noch ein Gefühl oder ein Gedanke, die auch wieder vergehen, sich verändern, ohne dich energetisch aufzufressen.
Probiere es doch einfach mal aus, es ist ein effizientes Achtsamkeits-Training, mit dem Du zum einen lernst, intensiver als bisher auf Deine aufkommenden Gefühle und Gedanken zu achten, und zweitens Schritt für Schritt das Ziel erreichst, die Kontrolle zu behalten, um damit Dein Energie-Niveau im Alltag auf einem stabilen Niveau zu etablieren…
Also, nimm Dir am Tag doch einfach mal zwei oder drei kurze Auszeiten, atme tief durch und spüre in Dich hinein, welches Gefühl oder welcher Gedanke gerade präsent ist. Dann setz die Übung um, distanziere dich bewusst von diesem Gefühl und diesem Gedanken und schau mal, was passiert… Ich wette, Du wirst den positiven Effekt sehr schnell bemerken. Viel Spaß dabei…!!!
PS: Diese Übung gilt übrigens auch für positive Gedanken und Gefühle. Da sich immer alles verändert, werden auch diese Gedanken und Gefühle irgendwann Platz machen für neue. Mit der geübten Distanz wird es Dir immer besser gelingen, diese Gefühle und Gedanken zwar zu genießen, aber auch die Veränderlichkeit anzunehmen und gelassen zu akzeptieren… Du bist der Chef, nicht Deine Gefühle und auch nicht Deine Gedanken…
Wenn Du Lust hast auf weitere Impulse und Inspirationen, dann schau Dich einfach um auf meiner Webseite! Wer weiß, vielleicht sehen wir uns dann ja bald persönlich zu Deiner Auszeit...
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Winter, Martina (Dienstag, 06 März 2018 14:56)
Hallo lieber Ralf, wieder habe ich etwas Positives dazu gelernt. Es hilft mir unglaublich in meiner jetzigen Situation weiter. Vielen lieben Dank für Deine guten Tipps, werde sie verinnerlichen.